Zu den besten Übungen zur Kräftigung der inneren Energie des Körpers zählt sicherlich die Hocke. Die Hocke ist in zahlreichen Regionen, in welchen die moderne Zivilisation noch nicht so stark ausgeprägt ist, eine gängige Position. Hier gilt die Hocke als Entspannungshaltung, während sie von der modernen westlichen Bevölkerung eher als „Übung” angesehen wird. Die Menscheit ist sich seit Urzeiten der wohltuenden Wirkung der Hocke bewusst. Die Völker waren der Meinung, dass die Hocke ihren Körper in einen tiefen Entspannungszustand versetzt, der den Sakralbereich der Wirbelsäule entspannt und gleichzeitig den Fluss der Lebensenergie in der Wirbelsäule fördert. Hocken wird auch eng mit Zweisamkeit assoziiert. In traditionellen Gemeinschaften sitzen die Beteiligten oft in der Hocke in einem Kreis. Diese Position ist beispielsweise für eine Arbeit auf dem Land ideal, da man leicht aus der Arbeit in die Pause und umgekehrt wechseln kann.
Auch Kinder spielen oft in dieser Position. Da das Hocken einen Zustand der Entspannung und Ruhe hervorruft, ist es eine natürliche Position für die Meditation. Viele indigene Kulturen haben diese Position aus genau diesem Grund übernommen. Es ist kein Zufall, dass diese Position im Yoga als jene angesehen wird, die dem hoch energetisierten Zustand des menschlichen Embryos am nächsten kommt. In der Hocke wird der Stoffwechsel verlangsamt, sodass der Energieverbrauch in den sparsamsten Modus übergeht und die Energie optimal gespeichert wird. Die Schlafposition, bei der man auf der Seite liegt und die Knie an die Brust zieht, entspricht der Hocke. Unterbewusst streben wir diese Position wegen ihrer erholsamen Wirkung an. In vielen Kulturen werden Menschen in der Hocke begraben, weil sie der Position eines Babys vor der Geburt ähnelt. So ruht der Körper in einer Position, die ihn mit seinem ursprünglichen Zustand verbindet. Man könnte die Hocke also als die Qigong-Übung Nummer eins bezeichnen. Unser Körper spürt auf natürliche Weise und unbewusst die Sinnhaftigkeit dieser Körperhaltung.
Die Hocke und die Lendenmuskulatur
Die Hocke ermöglicht es, die untere Lendenwirbelsäule zu öffnen und einem Bandscheibenvorfall vorzubeugen – und das mehr als jede andere Position. Dadurch werden die latente Kraft des Beckens aktiviert, die Leiste geöffnet, die Flexibilität der Hüften erhöht, der Druck nach unten verstärkt und die Ausscheidung von Abfallstoffen, Toxinen und Gasen gefördert sowie der Darm reaktiviert. Beim Hocken wandelt die Schwerkraft den Energiestrom aus dem Boden um und bewirkt, dass er durch den Damm nach oben in den Wirbelsäulenkanal fließt, wo er die Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit erweckt und die Wirbelsäule öffnet und ausdehnt. Dies erleichtert den Aufwärtsfluss der Qi-Energie in unser Gehirn.
Entspannte Lendenmuskeln (Psoas) tragen zum Energiefluss der Meridiane bei
Darüber hinaus wirkt die Hocke wie eine Massage für die Lunge und das Herz. Die von den inferioren Tantien ausgehende Energie unterstützt das Herz bei der Aktivierung des Blutkreislaufs. Eine ebenso wichtige Rolle spielt die Hocke bei der Dehnung der Lenden- und Leistenmuskulatur, die für die Hüftfunktion und die Flexibilität der Wirbelsäule verantwortlich ist. Mit zunehmendem Alter verkürzen sich diese Muskeln und werden häufig durch Stress, Angst und manchmal auch durch Kälteüberempfindlichkeit geschädigt. Eine Verkürzung dieser Muskeln stört eine korrekte aufrechte Körperhaltung und führt zu einer Blockade des Energieflusses in den oberen und unteren Hauptmeridianen. Im Chinesischen werden diese Muskeln als „Seelenmuskeln” bezeichnet. Ein gerader und aufrechter Körper ist für die Harmonie der Seele eine wahre Voraussetzung. Wenn wir die Lendenmuskeln entspannen und strecken, stellen wir die Verbindung zwischen dem unteren und oberen Körper her. So kann der Austausch zwischen der Feuerenergie des Herzens und der Wasserenergie der Nieren richtig stattfinden, wodurch die Nieren erwärmt und das Herz gekühlt wird. Auf diese Weise wird das grundlegende Gleichgewicht zwischen Yin- und Yang im Körper sichergestellt.
Hocke – Übung
Um Ihre Gesundheit zu fördern und Ihre Beweglichkeit wiederherzustellen, wird empfohlen, täglich 3-5 Minuten zu üben. Wenn Sie nicht ausreichend beweglich sind oder Knieprobleme haben, können Sie mit Variante 2 beginnen.
Hocke mithilfe einer Wand
- Stellen Sie sich mit einem schulterbreitem Abstand und mit der Stirn zur Wand (etwa 18 cm von der Wand entfernt). Mit zunehmender Übung können Sie den Abstand zur Wand verringern und näher an die Wand heranrücken, während Sie gleichzeitig die Breite der Grätsche verringern.
- Legen Sie Ihre Hände entspannt entlang Ihres Körpers, sodass die Fingerspitzen Ihre Oberschenkel berühren.
- Lassen Sie Ihren Hintern langsam nach unten sinken – so, als ob Sie sich hinsetzen würden. Einige Personen neigen dazu, sich zu sehr zu beugen, was durch die Wand verhindert werden soll.
- Hocken Sie sich so weit wie möglich hin und beugen Sie leicht die Knie.
- Atmen Sie in den Bauchbereich unterhalb des Bauchnabels. Der Brustkorb sollte dabei entspannt sein.
- Während Sie sich tiefer hinhocken, werden Sie die beiden Kräfte spüren, die Sie nach unten und nach oben ziehen.
- Sollten Sie Schwierigkeiten haben, sich nach hinten fallen zu lassen, können Sie die Hände nach vorne halten und sich auf die Knie stützen oder beispielsweise in eine Tür hocken und mit den Händen direkt an der Wand festhalten.
- Bleiben Sie eine Minute lang in der Hocke und wiederholen Sie diesen gesamten Vorgang.
Möglichkeit 1 – ohne Hilfsmittel
Möglichkeit 2 – Möglichkeit 2 – mithilfe des Festhaltens an der Wand. So können Sie sich ganz einfach in die Hocke begeben und sich am Türrahmen festhalten.
Nach drei bis fünf Wiederholungen der Hocke ist es ideal, eine zehnminütige Zhan Zhuang-Übung anzuschließen.